The Troubleshooters nennt im Grundregelwerk einige Quellen, die Pate für Spiel und Spielstil stehen. In dem heutigen Gastbeitrag stellt uns Stefan Küppers einige der Serien näher vor und nennt weitere, die ebenfalls in Wort, Bild oder Handlung Inspiration für eigene Abenteuer, Charaktere oder Handlungselemente sein können. Optisch unterscheiden sich die genannten Serien durchaus sehr: Zwischen dem „Ligne claire“-Stil von Tim und Struppi oder January Jones und den computeranimierten Abenteuern Carmen Sandiegos liegen Welten – und im Fall von Tim und Struppi fast 90 Jahre Geschichte der Zeichenkunst.
Das The Troubleshooters-Rollenspiel kennt das Regelelement des Leitmotivs. Dieses fasst mit wenigen Begriffen die Ziele der Charaktere und das Thema von Abenteuern und Kampagnen zusammen. Gerade bei letzterem kommt es zwar zu Vermischungen oder Überschneidungen der Leitmotive, aber es gibt dennoch eine grobe Idee, in welche Richtung sich die meisten Abenteuer entwickeln. The Troubleshooters kennt folgende Leitmotive, die wir auch bei den weiter unten genannten Serien wiederfinden:
Neugierige Abenteurer*innen: Befreundete Charaktere werden durch die eigene Neugier, Bekannte oder Aufträge in mögliche Abenteuer hineingezogen.
Spürnasen: Sherlock Holmes, Remington Steel oder Miss Marple sind die Vorbilder für Charaktere, die versuchen, Verbrechen und andere Mysterien aufzuklären.
Agent*innen: Als Teil einer Organisation bekämpfen die Charaktere Gegner oder verfolgen anderweitig die Ziele ihrer Organisation. Ihre Vorgesetzten schicken sie auf Missionen, und es ist die Aufgabe der Charaktere, die ihnen vorgegebenen Ziele zu erreichen.
Der Coup: Die Charaktere bestehlen die „Reichen“, ein Unternehmen oder eine andere Institution und beschenken mit dem Raubgut sich oder andere. Daher werden sie von der Polizei oder rivalisierenden Gruppen gejagt.
Bei jeder der nachfolgenden Serien ist das Leitmotiv genannt, dass bei The Troubleshooters passen würde.
Blake und Mortimer
Francis Blake, ein englischer Offizier und sein Freund, der Physiker Philip Mortimer sind bisweilen im Auftrag des britischen Empire tätig, öfter jedoch stolpern sie einfach so in ein Abenteuer. Bei einigen ihrer Reisen begleitet sie Ahmed Nasir, ein ehemaliger Untergebener von Blake und Diener von Mortimer. Ihre Gegner sind oft verrückte Wissenschaftler und ihrer beiden Nemesis der häufig wiederkehrende Schurke Olrik. Gelegentlich gibt es in ihren Abenteuern Science-Fiction Elemente wie eine Zeitreise, Raumschiffe oder Roboter. Übernatürliche Begebenheiten oder lustige Nebencharaktere kommen nicht vor.
Blake und Mortimer sind Neugierige Abenteurer, wobei sie auch als Agenten arbeiten.
Carmen Sandiego
Die Carmen Sandiego der Zeichentrickserie wurde als Waise von einer weltweit operierenden Verbrecherliga großgezogen. Sie wendet sich jedoch gegen ihre Lehrmeister*innen und ehemaligen Mitschüler*innen und setzt dabei das Erlernte effektiv ein. Neben der Aufdeckung der Machenschaften der Liga versucht sie Unrecht gut zu machen, Diebesgut „zurückzustehlen“, um es den Opfern zurückzugeben und nebenbei auch das Geheimnis ihrer eigenen Herkunft aufzudecken.
Carmens Unterstützer sind der Hacker Player sowie die Zwillinge Ivy und Zack, die recht vielfältig begabt sind. Sie sind überall auf der Welt unterwegs, da auch die Schurken, denen sie in die Suppe spucken wollen, weltweit operieren.
Carmen ist ein Beispiel für den Coup als Leitmotiv, wobei sie auch Aspekte einer Spürnase in sich trägt.
Franka
Zum Beginn ihrer Karriere ist Franka Sekretärin im Kriminalmuseum, bevor sie sich als Privatdetektivin selbständig macht. Sie erlebt vor allem Kriminalgeschichten, die sie ab und zu an exotische Schauplätze verschlagen. Dabei entwickelt sich Franka auch als Person und muss in späteren Bänden sogar mit dem Verlust ihres Liebsten klarkommen.
Ihre Fälle haben oft eine überraschende Wende und die späteren Fälle spielen sich vor allem im Mode- oder Kunstgeschäft ab.
Auch Franka hat viele Freunde und Helfer*innen, von denen aber niemand dauerhaft dabei ist.
Frankas Berufung ist die der Spürnase: Oft kommt man zu ihr und bittet um ihre Hilfe, aber selbst in ihrem Urlaub stolpert sie über Verbrechen, deren Aufklärung ihr keine Ruhe lassen!
January Jones
January Jones ist eine amerikanische Pilotin, die ab Mitte der 1930er Jahre weltweit actionreiche Abenteuer erlebt und dabei manchmal wie ein weiblicher Indiana Jones wirkt. Einige ihrer Gegner und die Handlungselemente ihrer Geschichten sind real. January kreuzt den Weg von Personen wie Ernest Hemingway, Nikola Tesla, Hermann Göring, Lawrenti Beria und Mao Zedong. Auch reale historische Ereignisse spielen immer wieder eine wichtige Rolle oder bilden sogar den Hintergrund für ihre Abenteuer, wie. z.B. der spanische Bürgerkrieg. Wer gut aufpasst, der entdeckt zudem Anspielungen auf andere Comic-Serie wie Lucky Luke, Tim und Struppi, Bud Broadway u.v.m.
January hat viele Freund*innen auf der ganzen Welt, ihr einziger dauerhafter Begleiter ist jedoch der junge Techniker Rick. Ein eher dubioser Helfer ist der gelegentlich auftretende Agent X-1. January und Rick sind beide neugierige Abenteurer*innen, wobei January oft zufällig in ein Problem schlittert, und dann sehen muss, wie sie wieder herauskommt.
Jeff Jordan
Jeff Jordan ist Privatdetektiv und wird bei seiner Tätigkeit von einigen Helfer*innen unterstützt. Direkt am Anfang seiner Abenteuer bringt er den ehemaligen Safeknacker Teddy auf seine Seite, der ihn von da an tatkräftig unterstützt. Auch Jeffs Sekretärin Steffi holt manchmal die Kohlen aus dem Feuer, wenn Teddy und Jeff in der Klemme stecken. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit dem trotteligen Inspektor Stiesel, der immer wieder kleinere Reibereien mit Teddy hat.
Jeffs Abenteuer spielen anfangs in Frankreich, bevor ihn seine Fälle dann auch nach außerhalb führen. Auch Jeff und seine Freunde sind Spürnasen.
Die Minimenschen
Bei den Minimenschen handelt es sich um die Einwohner*innen des französischen Provinzdorfes Ravjevol. Durch den Kontakt mit einem Meteoriten verwandeln sie sich in ca. 10–15 cm große Miniaturmenschen. Dies ist ein Setting, in dem verschiedene Personen ihre Abenteuer erleben, die vor allem im Konflikt mit den „Großen“ bestehen. Durch eine Hochtechnologie sind die Minimenschen ihren großen Verwandten oft sogar überlegen. Obwohl alle Minimenschen, voran der Pilot Renaud und der Chef immer das Wohl ihrer kleinen Siedlung verfolgen, und man daher auch das Leitmotiv der Agent*innen wählen könnten, sind sie doch eher neugierige Abenteurer*innen.
Spirou und Fantasio
Spirou und sein Freund Fantasio sind Reporter und Abenteurer aus Leidenschaft. An Spirous Seite ist immer das Eichhörnchen Pips, dass den beiden gelegentlich aus der Patsche hilft. Helfer – aber durch seine ebenso genialen wie verrückten Erfindungen gelegentlich auch Problemverursacher – ist Graf von Rummelsdorf. Neben vielen anderen wiederkehrenden Figuren ist eine häufigere Begleiterin die Reporterin Steffani, die Konkurrentin aber auch Helferin ist. Ihre Abenteuer führen Spirou und Fantasio häufig in fremde Länder, wo sie auch Freundschaft mit dem Marsupilami schließen, einem wundersamen Tier.
Das stetige Leitmotiv der Reporter ist das der neugierigen Abenteuer*innen.
Tim und Struppi
Der junge Reporter Tim, sein Hund Struppi und ihr Freund Kapitän Haddock sind sicherlich die bekanntesten Comic-Abenteurer. Auch Nebenfiguren wie der zerstreute Professor Bienlein oder die trotteligen Detektive Schulze und Schultze sind bekannt und kommen in vielen ihrer Abenteuer vor, die das muntere Trio auf an diverse Orte weltweit und sogar auf den Mond verschlägt. Wohin sie auch kommen, dort begegnen ihnen alte Bekannte, denn Tim und Struppis Geschichten leben auch besonders von den witzigen Nebenfiguren.
Insofern sind sie die ultimativen neugierigen Abenteuer*innen.
Yoko Tsuno
Die Japanerin Yoko Tsuno ist eine Elektronikerin und Pilotin, die Abenteuer auf der Erde und darüber hinaus erlebt. Schon in ihrem ersten Abenteuer begegnet sie der außerirdischen Vineanerin Khany, die zu einem ihrer besten Freundinnen wird. Khany begleitet Yoko oft, wenn es um Relikte der Vineaner geht. Bei eher irdischen Abenteuern sind vor allem Vic Video und Knut Knolle Yokos Begleiter. Im Laufe der Ereignisse wird Yokos Freundeskreis immer größer und exotischer, wobei es sich bei ihren Freund*innen vor allem um Frauen und Mädchen handelt. Männer gibt es kaum in ihrem Leben – wobei sie und Vic sich doch sehr nahekommen.
Yoko erlebt reine Abenteuergeschichten auf unserer normalen Erde. Sie haben manchmal realistische Hintergründe und Schauplätze, meist beinhalten sie jedoch einige Science-Fiction Elemente wie Raumschiffe, Roboter oder Zeitmaschinen.
Yoko und ihre Freund*innen sind daher eindeutig neugierige Abenteurer*innen – Abenteuer fallen ihnen zu, oder die neugierige Nase der jungen Japanerin oder ihrer Freund*innen führen sie von einer Geschichte zur nächsten.
Weitere Comics
Natürlich gibt es noch viele andere Serien, deren Protagonist*innen und Geschichten als Inspirationsquellen dienen können. Diese unterscheiden sich in Zeichnung und Stil sehr: Von realistisch bis spaßig, von albern bis ernst. Auch die Genres und Zeiten, in denen die Abenteuer angesiedelt sind, unterscheiden sich sehr – und einige, wie die beliebte Pilotenabenteuer fehlen bewusst in der untenstehenden Liste, da sie sich meist nicht für „normale“ Rollenspielabenteuer eignen. Sucht aus, was euch Spaß macht, alle der genannten Serien sind derzeit auf Deutsch zu erhalten und von einigen gibt es gute Gesamt- oder Sammelausgaben:
421, Adele Blanc-Sec, Agent 327, Alain Chevallier, Allan Mc Bride, Bettys Abenteuer, Biber-Patrouille, Bob Morane, Brian Bones, Bud Broadway, Harry + Platte, Helena, Jaques Gibrat, Jo, Jette und Jocko, Julius Chancer, L. Frank, Marc Jaguar, Mauro Caldi, Michael Vaillant, Natascha, Percy Pickwick, Sammy & Jack, Sven Jansen, Valerian & Veronique.
Für die jüngeren Leser*innen
Zwei Serien sind vor allem eine schöne Inspiration für Abenteuer mit jüngeren Held*innen – und Spieler*innen. Beide Serien sind kunterbunt, bespielen jedes erdenkliche Genre und haben eine riesige Bandbreite diverser Charaktere. Und so erleben die Protagonist*innen ihre Abenteuer dank fliegender Teppiche, walförmiger U-Boote, Zeitmaschinen in Märchenreichen, entlegenen Ecken der Erde, der Zukunft oder in der Vergangenheit statt.
Jommeke
Der Junge Jommeke lebt eigentlich in Flandern. Seine Abenteuer erlebt er aber überall in der Welt zusammen mit seinem sprechenden Papagei Flip, seinen Freunden Annemieke, Rozemieke und Filiberke – die auch ihre eigenen Tiere dabeihaben. Erwachsene wie der zerstreute Professor Gobelijn oder Jommekes Eltern spielen oft nur Nebenrollen – wobei gerade Professor Gobelijns verrückte Erfindungen den Kindern nicht wenige Abenteuer bescheren.
Suske und Wiske
Das Waisenkind Suske lebt bei Wiske und deren Tante Sidonia. Auch ihre Heimat ist Flandern, das sie aber häufig verlassen. Die meisten Abenteuer erleben sie mit ihren Freunden, dem superstarken Jerom, dem für lustige Momente sorgenden Lambik und dem naiven Professor Barabas. Ihr Freundeskreis ist jedoch gewaltig und erweitert sich mit jedem weiteren Abenteuer.